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Der Captain fuhr sich besorgt mit der Hand über das sich lichtende graue Haar.
   "Na ja, das ist wirklich Ihr Problem. Ich lasse Sie das jetzt in Ruhe machen, während ich Ihre beiden Mechaniker verhöre." Er ging zur Tür, hielt dann inne und drehte sich um. "Ach, und dann komme ich zurück. Dann sind Sie nämlich dran, falls wir vorher noch kein Glück gehabt haben." Er deutete auf den kräftigen Friedenswächter, der bei der Tür stand. "Der ist natürlich nur zu Ihrem Schutz hier." Riley nickte und ging schnell hinaus. Der Cheftechniker lächelte und beugte sich dann über sein Tastatur.
   Im Erholungsgewölbe drehte sich Simon Jones um dreihundertsechzig Grad und holte mit dem Schläger aus. Er traf den Rotationsellipsioden genau und mit voller Wucht. Er knallte gegen die Rückwand, was ein zweites Tor bedeutete.
   "Dein Spiel ist heute unter aller Kanone. Das ist jetzt schon das dritte mal hintereinander, daß ich dich geschlagen habe. Wo fehlt's denn? Du bist heute nicht in Form."
   "Ach, es geht eigentlich. Wahrscheinlich hat jeder von Zeit zu mal 'nen schlechten Tag."
   "Ja, bestimmt, aber ich hab' dich noch nie so leicht schlagen können, und ich kann sehen, daß du Sorgen hast. Na los, du kannst mit mir darüber sprechen. Es ist doch nicht wegen Fiona, oder?"
   "Nein, natürlich nicht. Es ist wahrscheinlich bloß, daß ich in letzter Zeit nicht viel Schlaf gekriegt habe, das ist alles."
   "Du benimmst dich schon seit Wochen ziemlich komisch. Bist du sicher, es ist nichts, wobei ich helfen kann?" Simon pustete stark, setzte sich neben Jared auf das Spielfeld und half ihm, seinen A-Grav-Draht ab zumachen.
"Danke" sagte er. "Ich weiß nicht, es ist bloß dieser verdammte Bunker. Ich glaube nicht, daß du es nachfühlen kannst, aber ich will einfach raus. Ich muß raus. Vielleicht werde ich verrückt."
   "Hast du mit den Medizinern darüber gesprochen?"
   Jared sah mit ironischem Lächeln auf: "Die haben mehrmals mit mir darüber gesprochen. In letzter Zeit kann ich nicht mal mehr unter die Dusche gehen, ohne daß ich kurz einen Blick über die Schulter werfe, nur um sichergehen, daß mich niemand überwacht."
   Simon guckte seinen Freund besorgt an. Das Problem was offen-sichtlich viel schwer wiegender, als er erwartet hatte. "Du mußt dir Hilfe suchen. Hör zu, Jared, die Mediziner sind da, um uns zu helfen, um dir zu helfen. So wie du es sagst, klingt es, als ob sie einen Komplott gegen dich schmiedeten. Merkst du nicht, daß du

anfängst, ein bißchen unter Verfolgungswahn zu leiden?"
   "Ich hab' dir gleich gesagt, daß du es nicht verstehen würdest. Sieh mal, zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Kann sein, daß du recht hast. Jedenfalls bringe ich es schon in Ordnung." Er schlug Simon auf den Rücken und stand auf. "Hör mal, ich bin sowieso schon spät dran mit einem Job. Keine Bange, nächstes mal, wenn wir spielen, hast du es nicht so leicht!"
   "Das wäre wohl auch schwierig. Du solltest mal etwas schlafen. So wie s klingt, ist das eigentlich alles, was dir fehlt."
   "Ja, ja, kann sein." Er winkte und steuerte auf die Umkleideräume zu. Als er unter den harten, nadel feinen Wasserstrahlen stand, dachte er darüber nach, was sein Freund gesagt hatte, aber er konnte sich nicht dazu durchringen, ihm zuzustimmen. Schließlich war es natürlich, daß Menschen draußen lebten, nicht unter der Erde, wie so ein nach-atomarer Hölenbewohner. Alle anderen schienen völlig zufrieden zu sein mit der Vorstellung, den Rest ihres Lebens im Kerker zu verbringen. Er hatte langsam den Verdacht, daß viele sogar eine ganze Menge dagegen hätten, ihn zu verlassen, selbst wenn es ungefährlich wäre. Also, Jared nicht. Er würde sich nie damit zufrieden geben. Er trocknete sich ab und verließ das Gewölbe in Richtung auf seine Kapsel.
   Es war unbequem. Jared wand sich im Tunnel hin und her. Er hatte einen Krampf im Rücken gekriegt, und der Raum war so beengt, daß er ihn kaum wegbekommen konnte. Aber sogar trotz seiner Abscheu gegen räumliche Beengtheit hielt er sich gerne im Kabelkanal auf. Es war dort ruhig, und er hatte Gelegenheit zum Nachdenken. Es war schwer, diesen Luxus irgendwo anders zu genießen. Was ihn betraf, war der Lebensstil im Bunker auf eine Art antiseptischen Hedonismus ausgerichtet. Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß man sie wie Babys auf einer Säuglingsstation behandelte. Sie durften mehr oder weniger tun, was sie wollten, solange sie in dem Zimmer blieben, in dem die Krankenschwestern sie im Auge behalten konnten. Nichts konnte ihnen zustoßen. Er drehte sich auf den Bauch. Dabei hörte er das verräterische scharrende Geräusch, mit dem Ratten auf ihn zu kamen. Er langte hastig an seinen Gürtel und hängte seine schwache Laserwaffe ab. Nach ungefähr sechzig Sekunden verrieten sich die Ratten durch die Knopfaugen, die langsam auftauchten und in ca. 20 m Entfernung in dem orange-gelben Licht zu glühen anfingen. Jared schoß direkt in die Mitte. Der Laserstrahl pulsierte

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