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Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ließ er die Luft nur langsam heraus.
   "Also ich werde erst schießen und hinterher Fragen stellen."
   "Vergiß unsere Instruktionen nicht: Wir müssen ihn lebend kriegen. Verdammt noch mal, wir wissen ja nicht mal, ob er bewaffnet ist."
   "Tja, also, ich will hier nicht aus Schaden klug werden."
   "Nur nicht bange werden, wo soll er schon eine Waffe her kriegen?"
   "Die haben doch Laserwaffen, oder?"

Jared blickte sich nervös um, und dann guckte er nach vorne, den Tunnel hinauf. Er dankte seinem Schutzengel, oder seinem Verstand, daß er noch einen automatischen Schraubenschlüssel mitgenommen hatte, und fing an, die Platte bei seinen Füßen auf zuschrauben. Innerhalb von Sekunden ließ er sich in den Kabelkanal hinunter und schob den Deckel über dem Kopf wieder an die richtige Stelle. Er konnte ihn von innen nicht wieder verschließen, aber er steckte die Bolzen in die Tasche und hoffte, daß niemand merken würde, daß der Deckel geöffnet worden war. Wenn sie raus kriegten, wo er wieder in den Bunker gekommen war, würde es ihnen die Suche nach ihm sehr erleichtern. Er machte sich langsam auf den Weg, eine Hand nach der anderen, die Sprossen hinunter und tief in den Kabelkanal. Als er unten ankam, zweigte er nach rechts ab und steuerte durch das Labyrinth auf den Zentralkreuzungsbereich zu, von dem er wußte, daß dort mehr Platz war. Nach einer Stunde verbissener Kraxelei kam er an die Stelle, wo der Kabelkanal sich ausdehnte, weil drei Tunnel aufeinander stießen. Jared lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und richtete sich auf. Den Luxus, aufrecht sitzen zu können, wußte er zu schätzen. Von seiner Position aus konnte er die Eingänge zu allen drei Tunneln im Auge behalten. Er hatte nur eine schwache Lampe angeschaltet, weil er Angst hatte, unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er konnte wirklich keinen Besuch gebrauchen, weder in Nagetier- noch in Menschenform. Sollten irgendwelche Personen auf ihn zukommen, würde er ihre Lampen sehen, lange bevor sie seine entdeckten, und bis sie bei ihn ankamen, wäre er längst verschwunden. Die Ratten waren ein Problem, aber er hatte seine Laserwaffe dabei, und wer weiß, wenn nötig konnten sie ihm vielleicht als Nahrung dienen. Seine Vorräte waren knapp, um es

milde auszudrücken, und vielleicht schmeckte lasergegrilltes Nagetierfleisch gar nicht so übel. Trotzdem freute er sich nicht darauf.
   Die Zeit verstrich nur langsam. Wann immer er auf die Digitalzahl auf seinem Armbandelement sah, überraschte sie ihn. Die Ruhe fing an, ihm auf den Geist zu gehen. Früher hatte er diese Ruhe als angenehm empfunden, aber jetzt, wo er allein war und Angst hatte, nahm sie eine bedrohliche Form an, die ihm nicht behagte. Er machte die Schultertasche auf und überprüfte seine Lebensmittelrationen. Er hatte vier Essensriegel und eine Flasche Saft. Er wickelte sorgfältig die Silberfolie von einem der Riegel ab und aß ihn auf. Mit einem Schluck Saft spülte er ihn hinunter und merkte, wie sich seine Stimmung hob. Nichtsdestoweniger machte er sich Sorgen wegen seiner spärlichen Lebensmittel und war sehr vorsichtig mit dem Trinken. Er beschloß, das nächste mal nur den halben Riegel zu essen. Er war in Panik geraten, als er den beiden Wächtern zufällig zu gehört hatte, und war so schnell wie möglich so weit wie möglich davon geschossen. Sein unmittelbarer Gedanke war es gewesen, eine so große Entfernung wie möglich zwischen sich und die Wächter zu bringen, und dann die Sache zu durchdenken. Er hatte auch nachgedacht, aber er konnte immer noch nicht schlau daraus werden. Er steckte die Flasche in seine Tasche zurück, legte sich hin und versuchte, etwas Schlaf zu bekommen.
   Jared zog die Hand verschlafen ans Ohr und kratzte sich. Plötzlich schoß er hoch, als er von einem kleinen Paar messerscharfer Zähne ins Fleisch gebissen wurde. Er schrie auf und schüttelte die Hand, um die Ratte loszuwerden, die ihm am Finger baumelte, und deren Augen im schwachen, orange- gelben Licht vor wilder Intensität glühten. Sie kreischte, als sie auf den Boden fiel und sich zu der Masse von Nagetieren gesellte, die such lärmend um Jareds Füße drängte. Sein Körper war von den hungrigen kleinen Biestern bedeckt. Er schüttelte den Körper in wilder Panik und knallte mit dem Kopf gegen die Decke des Kabelkanals. Er stieß mit dem Fuß nach der grauen, sich windenden Masse, aber die hielten sich mit aller Gewalt fest und arbeiteten sich nach oben noch, zu dem weichen, weißen, unbedeckten Fleisch an seinem Hals und seinem Gesicht. Er warf sich gegen die Wand und quetschte die Nagetiere ein. Er klopfte sich die kreischenden Dinger vom Leib, langte schnell nach seiner Laserwaffe und drückte auf den Abzug. Das aufblitzende Feuer fegte wild um ihn herum. Die Ratten wichen

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