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Voller Anspannung fuhr er das Bandsystem nach Norden entlang. Dabei sah er sich in jede Richtung um. Seine Schultern waren noch immer vor Schmerz gebeugt. Nach einer Weile kam er an eine wichtige Durchgangsstraße. Die Korridordecke wölbte sich über seinem Kopf, und das Licht wurde ständig heller. Zu seiner Linken sah er in großer Entfernung den vertrauten weißen Anzug eines Friedenswächters. Er sprang auf das quer laufende Band und blieb zum Glück unentdeckt. Sein ursprünglicher Plan war es gewesen, zu versuchen, in seine Kapsel zurück zukommen, seine Laserwaffe aufzuladen, sich umzuziehen und etwas Essen zu holen. Es wurde ihm nun klar, daß dieser Plan nichts taugte: Seine Kapsel wurde bestimmt bewacht. Er merkte auf einmal, daß er in Richtung auf die Kapsel seiner Freundin fuhr, und entschied, daß sie, wenn auch ein Risiko, seine einzige echte Hoffnung war. Zwei Bänder weiter sprang er vom System ab und ging vorsichtig an der ersten Wohnkapselreihe vorbei. Fionas Wohneinheit lag abseits vom Hauptfußweg und den anderen Kapseln in diesem Gebiet. Er drückte mit der Handfläche gegen das Klingelfeld und sah auf, als das Überwachungsgerät sich auf sein Gesicht einstellte. Nach ein paar Minuten glitt die Tür hoch, und Fiona stand mit sehr müdem und verwirrtem Gesicht im Eingang.
   "Mein Gott, Jared, was machst du jetzt hier?"
   "Du bist allein, ja?" fragte er, realisierend zum ersten mal, dass Fiona mit anderen Leuten sein könnte.
   "Ja, ich bin, wohin bist du gegangen? Ich versuche seit Tagen dich zu finden."
   Das ist eine lange Geschichte. Darf ich reinkommen?"
   "Na ja, O.K." Sie trat beiseite und schwang dann die Tür herunter, als Jared eintrat und in ihr Wohnzimmer durch ging.
   "Guck dir bloß mal deine Kleider an! Was hast du denn nur gemacht? Nein, erzähl mir's noch nicht. Geh' erstmal unter die Dusche, und dann kannst du's mir sagen. Ach, und rasier dich, wo du schon mal da bist."
   Jared folgte dankbar ihren Anweisungen, und zehn Minuten später fühlte er sich sauber und erfrischt und brauchte unbedingt einen Drink. Er kam in einem weißen Bademantel aus dem Badezimmer und machte es sich in einer Plasto-Blase bequem.
   "Hast du einen Gin und Tonik?" fragte er.
   "Hier, ich hab' ihn schon eingegossen." Fiona reichte ihm den Drink und setzte sich dann in eine Plasto-Blase ihm gegenüber.

   "Nun erzähl" mir doch bloß, was in aller Welt hier vorgeht."
   Jared verpflichtete sie zum Stillschweigen und erzählte ihr dann die ganze Geschichte. Eine halbe Stunde später deckte sie ihn in ihrem Bett zu und hielt ihm mit besorgtem Gesicht die Schläfen, bis er eingeschlafen war.
   Er war wieder in demselben Raum. Die Wände waren so glatt und hart wie eh und je. Er strich verzweifelt mit der Hand die Wände entlang, konnte aber keine Ritze finden. Er atmete schwer.
   "Ich darf nicht in Panik geraten. Es muß eines Ausgang geben", redete er sich immer wieder ein. Er lief von einer Wand zur anderen, aber allmählich kamen die Wände immer näher. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Der Raum wurde immer enger, und er riß die Augen immer weiter auf. Er drückte mit beiden Händen gegen zwei gegenüberliegende Wände und versuchte, sie auseinander zuhalten, aber es nützte alles nichts. Sein Atem wurde kurz und unregelmäßig. Endlich schrie er auf, warf sich zu Boden und bedeckte Kopf und Augen mit den Armen.
   "Helft mir doch!" schrie er.
   "0h ja, und ob wir dir helfen werden" sagte eine ihm unbekannte Stimme. Jared nahm die Arme vom Kopf und machte die Augen auf. Er lag auf dem Boden in Fionas Ruhekapsel. Er blickte auf: Da stand, flankiert von zwei bewaffneten Friedenswächtern, Captain Riley, und war im Begriff, zum ersten mal in seinen fünfunddreißig Dienstjahren jemanden festzunehmen.
   "Was kann ich für Sie tun?" fragte Jared mit schwacher Stimme.
   "Sie können mitkommen", sagte der Captain scharf. "Ich glaube, Sie wissen, warum wir hier sind."
   "Also, da irren Sie sich. Was hetzt ihr Leute mich? Worum geht das alles?"
   "Sie sind verhaftet!"
   Captain Riley kostete das Wort aus.
   "So, ich schlage nun vor, daß Sie sich schnell anziehen und mit uns mitkommen. Sergeant, helfen Sie ihm, und nehmen Sie seine Laserwaffe mit."
   "Aber es wird doch niemand verhaftet", sagte Jared schockiert.
   "In letzter Zeit nicht" sagte der Captain. "Sie sind mein erster Fall."
   "Tja, also für mich ist es auch das erste Mal. Was ist es denn? Was soll ich denn genau gemacht haben?"
   "Ach, wir werden Sie unten im Hauptquartier ins Bild setzen."

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