"Aber wir können doch auch hier tun, was wir wollen. Gott weiß, was uns da oben zustoßen würde! Wir würden wahrscheinlich umkommen. Erinnerst du dich noch, wie es Deiner Ratte ergangen ist?" Fiona hatte eine junge Ratte gehabt, die sie im Kabelkanal unter ihrer Kapsel gefunden hatte. Sie hatte sie gefüttert und für sie gesorgt, bis sie alt genug war, sich selber zu ernähren. Sie hatte sie wieder unter den Kabelkanal gesetzt und sie freigelassen. Aber am nächsten Tag, als sie unter die Deckplatte gesehen hatte, war die Ratte tot gewesen — von anderen Ratten getötet.
"Ich glaube kaum, daß wir mit deiner Ratte zu vergleichen sind. Schließlich wissen wir nicht, ob außer uns noch jemand auf unserem Planeten übrig geblieben ist."
Wir wissen gar nicht, ob nicht immer noch Krieg herrscht. Der Computer meldet kein Leben in Cholo, aber das ist radioaktiv. Es könnte anderswo Menschen geben — feindlich gesinnte."
"Das wissen wir nicht. Wir wissen eigentlich überhaupt nichts. Darum geht es mir."
"Ich glaube nicht, daß es Sinn hat, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wir können doch nichts dran ändern."
"Na, ich habe jedenfalls die Absicht, herauszukriegen, was hier eigentlich gespielt wird." Jared schob den Rest seines Frühstücks in den Müllschlucker und stand auf.
"Bis später. Ich geh jetzt zur Arbeit."
Fiona sah ihm nach, als er aus dem Saal ging, und schüttelte den Kopf. Sie konnte ihn überhaupt nicht verstehen. Das Leben, das sie im Bunker führten, war perfekt. Es war wie Utopia. Warum wollte er denn nun alles verderben? Sie runzelte einen Moment lang die Stirn. Dann lächelte sie und rannte ihm nach. Sie wollte mit ihm über ein Abendessen mit Freunden nächste Woche sprechen.
Als Jared aus dem Saal kam, löste sich ein Mann in weißem Anzug von der Wand, an der er gelehnt hatte und ging auf ihn zu. Jared sah ihn und runzelte die Stirn.
"Tag schön, dacht' ich's mir doch, daß einer von euch Knaben hier auftauchen würde."
"Reine Routine Sache, das wissen Sie doch", sagte der Mediziner. "Sie wissen wie's steht, kein Anlaß zur Besorgnis. Seine Art war freundlich aber bestimmt.
"O.K. Ich mache keine Schwierigkeiten, aber ihr werdet mich nie zum Reden bringen."
"Klar, klar. Heutzutage ist jeder ein Komiker." Er führte ihn in
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Richtung auf die Transportbänder.
Jared verzog das Gesicht, als sie an den vertrauten Eingang zum Bunkersanatorium kamen. Die glänzende Oberfläche in strahlendem Weiß und poliertem Metall blendete ihm die müden Augen. Er brachte es nicht fertig, die Krankenschwester an der Rezeption an zulächeln, und das, obwohl sie ihre makellosen Zähne so geübt zur Schau stellte, daß es eigentlich nötig gewesen wäre. Er legte die Hand auf die Metallplatte, ging hinein und wurde von Arzt begrüßt.
"Tag, Jared. Schön, Sie wiederzusehen." Er schüttelte ihm herzlich die Hand. "Kein Grund zur Beunruhigung, nur ein Check-up."
"Ich fühle mich gut, danke, Herr Doktor."
"Schön, schön. Aber wir haben in letzter Zeit nicht gut geschlafen, nicht wahr?"
"Nein, gut geschlafen habe ich nicht, Herr Doktor, aber bei Ihnen weiß ich's wirklich auch nicht... soll ich mal bei Ihrer neuen Empfangsdame nachfragen?"
"Tja, also ich glaube, wir sollten jetzt anfangen, meinen Sie nicht?" sagte der Arzt und führte ihn ins Sprechzimmer.
Der Raum war groß, offen und kreisförmig. Auf dem Fußboden lag ein dicker roter Teppich. In der Decke wölbte sich eine Reihe fensterartiger Felder, von denen ein sanftes Licht ausstrahlte. In der Mitte des Raumes stand ein schwarzer Ledersessel mit hoher Rückenlehne. Oben war ein rundes Metallgerät eingebaut, von dem feine Drahtranken ab gingen. Dem Stuhl gegenüber war ein Schreibtisch, auf dem ein Monitor und eine Reihe Instrumente standen.
"In den Sessel, bitte", sagte der Arzt, "Sie kennen ja das Verfahren, da ist nichts dabei."
Jared ließ sich in den Sessel fallen. Sein Hinterkopf lehnte gegen die stachelige Metallvorrichtung. Die Krankenschwester hinter ihm redete beruhigend auf ihn ein und ordnete die Ranken auf seinem Kopf an. Die scharfen Enden stachen ganz leicht durch seine Haut, aber es war mehr unangenehm als schmerzhaft. Der Arzt saß hinter dem Schreibtisch und nahm ein paar Veränderungen an den Instrumenten vor. Endlich nickte er zufrieden.
"Sieht schlecht aus, was, Herr Doktor? Glauben Sie, daß ich durchkomme?" fragte Jared.
"Antworten Sie diese wenige Fragen bitte!" antwortete der Arzt. "Es wird nicht lang dauern."
"O.K. Schießen Sie los."
"Wie gefällt Ihnen Ihre Kapsel, läßt es sich da angenehm
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