Therapie bestellt. Die Ärzte machten ihre Arbeit sehr gut, und jahrzehntelang waren keine Fälle gravierend asozialen Verhaltens aufgetreten. Es hatte auch nur ganz wenige Fälle gegeben, in denen jemand vor den Richter, das Rechtsprechungssystem des Bunkers, gebracht wurde, und noch weniger, wo jemand in die Sperrzone verbannt worden war. Jareds Großvater war einer dieser wenigen gewesen, und wie der Rest, war er nie wieder aufgetaucht. Niemand wußte, was dort geschah, und niemand wollte es je herausfinden. Jared nahm Fiona beim Arm.
"Komm, laß uns raus, ich kriege hier das kalte Grausen."
Arm in Arm gingen sie weg. Jared rann sich nervös mit der Hand durch's Haar und zuckte unwillkürlich.
"Wie ist es da drinnen?" fragte Fiona. "Bist du noch nie drin gewesen?"
"Nein, ich war mein Lebtag noch nicht krank."
"Na ja, ich auch nicht, zumindest nicht richtig. Ich kriege manchmal so einen Albtraum."
Fiona sah ihn schockiert an.
"Aber es kriegt keiner Albträume! Dafür haben wir die Traum-bänder und Schoko."
"Tja, also ich gehe jetzt ins Büro. Bis später!"
Fiona wollte ihm gerade nach rufen, als er auf das Ost-West-Band sprang, aber er winkte nur und war verschwunden, bevor sie dazu kam. Sie hatte das mit dem Abendessen noch immer nicht arrangiert.
Im Hauptüberwachungstrakt herrschte eine ruhige Atmosphäre. Die Techniker saßen mit wohl geübter Lockerheit hinter ihren Terminals. In der Mitte des Raumes saßen zwei Männer und spielten Schach, und ein junges Mädchen lag anmutig auf einer Faulenzereinheit und sah sich ein Video an.
"He, Puppengesichtchen", rief einer der Spieler, "hol' uns Kaffee!" Einer der Männer an den Terminals drehte sich um: "Hol' ihn selber, Süßer!"
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Mary auf der Couch blickte auf und legte ihre zottelige blonde Mähne über die Schulter nach vorne. "Na, O.K., vielleicht bin ich ja dran?‘ Sie stand von dem Ruhesessel auf, und alle Augen waren auf sie gerichtet. Sie hatte so eine Körper, der es übel nahm, wenn ihm keine Beachtung geschenkt wurde. Träge drückte sie einfach die Knöpfe am Automaten. Dabei streifte ihr Blick das Terminal rechts von ihr; plötzlich versteifte sich ihr Körper.
"0 mein Gott...!" Ihre Stimme war nur ein Flüstern. Alle Köpfe schnellten zu ihr herum.
"Was ist los, ist uns schon wieder der Kaffee ausgegangen? Doch nicht schon wieder ein Automatendefekt?" sagte einer der Schachspieler.
"Seht mal' sagte Mary einfach und zeigte auf den Bildschirm.
"Was zum Teufel...!" Ein allgemeiner Aufschrei. Alles scharte sich um das Terminal.
"Schnell, hol' den Sicherheitsdienst oder wen!" sagte ein großer dunkler Typ, der alleine auf seinem Anschluß Spiele gespielt hatte. Mary sauste zur gegenüberliegenden Wand und drückte auf eine große rote Scheibe, die dort eingelassen war. Sofort ertönte eine laute, hartnäckige Hupe.
Innerhalb von wenigen Minuten kamen fünf Friedenswächter durch die Tür gestürzt.
"Warum die Panik? Welcher Witzbold hat hier mit dem Alarmknopf herumgespielt?"
"Das ist kein Spaß! Überprüfen Sie das Computerwartungs-Terminal dort drüben!"
Der Wächter ging zum Terminal hinüber und holte scharf Luft.
"O.K. Ich möchte, daß niemand den Raum verläßt. Hier muß nachgeforscht werden! Meine Güte, das sieht nach Sabotage aus!"
"Also hier hat niemand was gemacht' sagte Mary nervös."
"Vielleicht nicht, aber es muß einer von euch Mechaniker-Typen gewesen sein. Niemand sonst hat den Zugang, und niemand sonst hat das nötige Wissen."
"Wir programmieren den nicht, wir passen nur drauf auf. Mensch, das Ding bedient sich doch von selber. Es sagt uns, was wir machen sollen."
"Also, ich verstehe von der ganzen Sache nichts. Ich weiß nur, daß sie untersucht werden muß, und keiner geht hier raus, bis ich es sage!"
Der Wächter sah ausgesprochen besorgt aus. Er zeigte auf zwei
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